Seit 1877 beteiligte sich die Kirmesgemeinde „St. Jakobi“ an der Mühlhäuser Stadtkirmes. Das geht aus einem Artikel des „Mühlhäuser Anzeiger“ vom 8. März 1877 hervor.

 

Der Archivar Dr. Brinkmann geht in einem Schreiben vom Jahr 1831 aus. Zitat:  ‚Die Jakobikirche wurde 1831 geschlossen, der Gottesdienst darin eingestellt. Die Feier der Kirmes, die ja von Grund auf ein Kirchweih-fest ist, ging jedoch weiter und wurde übernommen und von da an ausschließlich von der politischen Gemeinde begangen, das heißt von der Straßengemeinde. Es erscheint daher durchaus verbindlich und berechtigt, von diesem Termin des Jahres 1831 auszugehen und als Ausgangspunkt für den Jubiläumstermin fest zu halten. (Mühlhausen, 7.8.1961 – gez. Dr. Brinkmann)

 

1834 wurde die Kirmesgemeinde St. Jakobi gegründet. Protokolle der

 

     

 

Gemeinde schreiben das Jahr 1834 als Gründungsjahr. Es war, wie bis heute alljährlich ein Fest der Traditions- und Gemeinschaftsbildung zum Tanz um den Kirmesbaum. Mühlhausen und die Kirmes sind zwar zwei Begriffe, sie gehören jedoch zusammen und sind seit Jahrhunderten miteinander verbunden. Es lohnt daher auch sich für die Erhaltung und Pflege des Erbes einzusetzen.
Die traditionelle Mühlhäuser Kirmes hat in der Kirmesgemeinde St. Jakobi eine besondere Tradition. Sie stellt in jedem Jahr einen besonderen Höhepunkt dar. Regelmäßig treffen sich die aktiven Mitglieder, um dieses Fest vorzubereiten. Bis etwa 1968 hat es sich die Kirmesgemeinde St. Jakobi zur Aufgabe gemacht diese Tradition zu bewahren.

 

An dieser Stelle muss gesagt werden, dass die Kirmesgemeinde keine Unterlagen, wie Chronik oder Protokolle, Fahne und Inventar, überliefert bekommen hat. Leider kann nicht mehr von 1834-1939 über das aktive Leben der Kirmesgemeinde berichtet werden. Von einem Urkirmesmitglied ist uns nur ein Schriftstück, das von Dr. Brinkmann geschrieben wurde, und ein Protokollbuch, das von der Kirmesgemeinde St. Jakobi von 1943-1962 geführt wurde, übergeben worden.

 

Die Kirmes wurde bis 1936 gefeiert. Danach wurde sie verboten. Aber auch in den Jahren 1939 bis 1943 blieb man der Tradition treu. Man traf sich heimlich auf Höfen und feierte in kleinen Gruppen (meist unter Männern). Nach Kriegsende griff man sofort die Tradition wieder auf und feierte weiter traditionelle Kirmes. Schon 1943 wurde wieder in der Kirmesgemeinde St. Jakobi gefeiert. Aktive Kirmesfreunde legten nun wieder Hand an, um die Kirmesgemeinde wieder zu einer der größten und unterhaltsamsten werden zu lassen. Es wurde wieder wie in der Vergangenheit vor der Jakobikirche auf der Straße gefeiert. Die Kirmesgemeinde gründete eine eigene Kapelle, die vertragsgebunden war, und die viele, viele Jahre alljährlich zur Kirmes zum Auftakt spielte. Sie bestand aus Geige, Mandoline, Gitarre, Teufelsgeige und Schlagzeug und sorgte so von einem Tafelwagen, der vor der Kirche stand, für gute Stimmung und Tanzmusik. Es wurde dann etwas später noch eine Sportgruppe gebildet, die zur Kirmeszeit sportliche und künstlerische Darbietungen zur Unterhaltung brachte. Der Kirmesgemeinde gehörte später auch ein Spielmannzug an, der den Auftakt der Kirmes übernahm und den Kirmesumzug der Gemeinde anführte. Der traditionelle Kirmeskaffee und auch das Abendbrot wurde gemeinsam vor der Kirche auf der Straße eingenommen. Bei Regenwetter oder kalter Witterung fiel das alles nicht aus, sondern wurde in der „Jakobischänke“ weitergeführt. Seit 1988 hat die Kirmesgemeinde ein neues Domizil, eine Versorgungsbaracke für Bauarbeiter, die das Jakobiviertel umgestaltet haben.